Die Volkswirtschaften in den Einsatzgebieten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) dürften 2025 um 3,1 Prozent und 2026 um 3,3 Prozent wachsen. Das teilte die Entwicklungsbank am 25. September mit. Gleichzeitig warnte sie vor Risiken: Geopolitische Spannungen, steigende US-Zölle und wachsende Konkurrenz aus China belasten die Aussichten.

Im aktuellen Bericht „Unter Druck“ hebt die EBWE ihre Wachstumsprognosen für Schwellenländer in Europa, Zentralasien, den Mittelmeerraum und Teile Afrikas südlich der Sahara leicht an. Für Mittel-, Ost- und Südosteuropa wurden sie dagegen gesenkt.

Insgesamt erhöhte die Bank die Prognose für 2025 um 0,1 Prozentpunkte. Für 2026 senkte sie sie um denselben Wert. Der Bericht betont zudem die wachsende Kluft zwischen europäischen Schwellenländern und anderen Regionen.

Regionale Unterschiede

Mehrere Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa erhielten eine schlechtere Prognose als noch im Mai. Besonders betroffen sind Slowenien, Ungarn, Lettland und Estland.

Die EBWE prognostiziert ein schnelles Wachstum in Zentralasien, in mitteleuropäischen Ländern wie Ungarn, Estland und der Slowakei hingegen ein sehr moderates Wachstum. Quelle: EBWE.

„Unsere Regionen passen sich einer Welt mit engerem fiskalischem Spielraum, größerer Unsicherheit im Handel und härterem globalen Wettbewerb an“, sagte EBRD-Chefökonomin Beata Javorcik.

Die Bank fordert widerstandsfähigere Maßnahmen: Abbau von Schulden, Schutz von Investitionen und neue globale Lieferketten.

Steigende Zölle

Die US-Zölle auf Importe aus EBWE-Ländern stiegen von 1,4 Prozent im ersten Halbjahr 2024 auf 4,0 Prozent ein Jahr später. Viele Firmen brachten deshalb ihre Lieferungen vorzeitig in die USA. Das half zwar kurzfristig, belastete aber andere Handelsströme.

Insgesamt stiegen die Exporte in die USA um acht Prozent. Besonders stark war das erste Quartal, im zweiten ging es wieder abwärts. Kasachstan profitierte durch Edelmetallexporte, Ungarn durch Arzneimittel und Computer. Slowenien dagegen verzeichnete Verluste – die Arzneimittelexporte sanken um 830 Millionen Dollar, rund 1,1 Prozent des BIP.

Konkurrenz aus China

China wird für die Region zum Hauptkonkurrenten. „Chinesische Exporte ähneln zunehmend den Exporten unserer Länder“, so Javorcik.

China exportiert inzwischen mehr als die USA und Deutschland zusammen. Besonders betroffen sind Polen, Ungarn, die Türkei, Estland, Rumänien, die Slowakei und Tschechien.

Der Anteil Chinas an den weltweiten Exporten von Industriegütern ist von unter zehn Prozent im Jahr 2000 auf 25 Prozent im Jahr 2024 gestiegen. Für Rohstoffexporteure wie Kasachstan bleibt China zwar ein Absatzmarkt, für die europäischen Schwellenländer aber vor allem ein Konkurrent.

Weitere Belastungen

Viele Länder kämpfen zudem mit hohen Staatsschulden und steigenden Zinsen – etwa Ägypten, Jordanien, die Ukraine, Ghana, Kenia und Senegal. „Unsere Länder sind fast wieder auf dem Niveau der 1990er Jahre“, warnte Javorcik.

Auch die Inflation zieht wieder an. Zuvor war sie infolge der Energiekrise nach Russlands Angriff auf die Ukraine stark gesunken.

Unterschiedliche Entwicklungen

Für Mitteleuropa und die baltischen Staaten erwartet die EBWE 2025 ein Wachstum von 2,4 Prozent, 2026 von 2,7 Prozent. Private Ausgaben bleiben hoch, Investitionen fließen über EU-Mittel und höhere Verteidigungsetats. Polen und die baltischen Länder investieren vier bis fünf Prozent ihres BIP in Rüstung.

Ungarn hinkt hinterher: Hohe Zinsen und eingefrorene EU-Gelder bremsen die Wirtschaft. Es dürfte 2025 das am langsamsten wachsende Land der Region sein.

Der Westbalkan wird laut Prognose um 2,7 Prozent wachsen. Zentralasien bleibt Spitzenreiter mit 6,2 Prozent – Kirgisistan sogar mit neun Prozent. Kasachstan wird durch Ölproduktion angetrieben.

Für Osteuropa und den Kaukasus wird ein Wachstum von drei Prozent im Jahr 2025 erwartet, 4,4 Prozent im Jahr 2026. Die Ukraine bleibt mit 2,5 Prozent deutlich darunter.

Die Türkei wächst laut Prognose um 3,1 Prozent im Jahr 2025 und 3,5 Prozent im Jahr 2026. Die Semed-Region inklusive Irak erreicht 3,7 Prozent 2025 und 3,2 Prozent 2026. Für die Länder Afrikas südlich der Sahara rechnet die Bank mit 4,7 Prozent Wachstum 2025 und 4,6 Prozent 2026.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

Related Post