Ungarns Währung, der Forint, hat am 7. Oktober rund ein Prozent an Wert gegenüber dem Euro verloren. Er notierte bei etwa 393 HUF. Der Kursrückgang folgte auf Äußerungen von Wirtschaftsminister Márton Nagy, der den Realzins des Landes als „übermäßig hoch“ bezeichnete. Das berichtete das Finanzportal Portfolio.hu.

Am Rande einer großen Wirtschaftskonferenz erklärte Nagy, niedrigere Zinssätze könnten Inflation und Währungsstabilität zugleich sichern. Außerdem würden sie die Finanzierungskosten für Staat und Unternehmen senken. Sowohl interne als auch externe Faktoren sprächen daher für eine Lockerung der Geldpolitik. Im Ausland wachse inzwischen die Sorge, dass hohe Kreditzinsen das Wachstum bremsen könnten.

Nagy kritisierte zudem die starken Kapitalzuflüsse durch sogenannte Carry Trades. Diese kurzfristigen Anlagen seien „heißes Geld“, sagte er. Ungarn biete derzeit, umgerechnet in Dollar, die höchsten Renditen in der Region.

Orbán erhöht Druck auf die Zentralbank

Bereits am Vortag hatte Ministerpräsident Viktor Orbán in einem Podcast erklärt, der Leitzins sei „höher als er sein sollte“. Das wurde als Signal an die Ungarische Nationalbank (MNB) verstanden, deren Chef Mihály Varga für seine vorsichtige Linie bekannt ist. Orbáns Worte nährten Spekulationen, die Regierung wolle die Notenbank zu schnelleren Zinssenkungen bewegen.

Nach Monaten der Einigkeit über die Bedeutung eines stabilen Forint hat diese Rhetorik die Debatte über eine mögliche Lockerung neu entfacht. Die MNB versucht unter neuer Führung, ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. Zugleich will sie das alte Narrativ widerlegen, wonach ein schwächerer Forint der Wirtschaft helfe.

Zentralbank verteidigt straffen Kurs

Vertreter der Notenbank reagierten umgehend. Ádám Banai, Exekutivdirektor für Geldpolitik, betonte beim Budapester Wirtschaftsforum die Unabhängigkeit der MNB. Eine stabile Währung sei entscheidend, um das Vertrauen der Märkte zu sichern und die Inflation zu bekämpfen.

Die Bank halte deshalb an ihrem Leitzins von 6,5 Prozent fest. Dieser gilt seit September 2024 und soll laut Inflationsbericht erst gesenkt werden, wenn das Ziel von drei Prozent Inflation erreicht ist. Das dürfte frühestens 2027 der Fall sein. Ein stellvertretender Gouverneur erklärte, die jüngste Entscheidung signalisiere eine dauerhaft restriktive Haltung.

Viele Ökonomen warnen, dass die Inflation mit 5,5 bis 6 Prozent weiterhin über der Zielspanne von zwei bis vier Prozent liege. Damit bleibe der Spielraum für Zinssenkungen begrenzt. Einige Experten rechnen sogar damit, dass der reale Zinsvorteil bald verschwinden könnte.

Märkte bleiben nervös

Der Forint reagierte kaum auf die Stellungnahmen der Zentralbank. Investoren beobachten nun genau, ob die Regierung Druck auf die MNB ausübt – und ob sie tatsächlich Zinssenkungen erzwingen kann.

Nach Angaben von Bloomberg zählt der Forint 2025 bislang zu den stärksten Währungen der Schwellenländer. Er legte um sechs Prozent zum Euro und um 20 Prozent zum Dollar zu. Dieser Aufschwung hängt jedoch auch mit politischen Erwartungen zusammen.

Die Tisza-Partei von Péter Magyar, die 2026 als Herausforderer von Orbán antritt, verspricht eine berechenbarere Wirtschaftspolitik und eine engere Bindung an die EU. Zudem will sie härter gegen Korruption vorgehen. Laut Bloomberg hoffen Investoren, dass eine neue Regierung bis zu 18 Milliarden Euro an eingefrorenen EU-Geldern freisetzen könnte. Das entspräche etwa zehn Prozent des ungarischen BIP und könnte Vertrauen und Wachstum deutlich stärken.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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