Zentralasien erlebt einen bemerkenswerten Aufschwung im internationalen Handel – obwohl die Region keinen Zugang zu einem Meer hat. Das zeigt eine neue Studie der Eurasischen Entwicklungsbank (EDB) mit Sitz in Kasachstan.

Dem Bericht „Eurasia’s Transit Framework“ zufolge stieg das Handelsvolumen, das zwischen Ost und West durch Zentralasien fließt, in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 70 Prozent. Den Großteil des Verkehrs wickeln Kasachstan und Usbekistan ab; rund 60 Prozent der Güter werden per Bahn transportiert. Turkmenistan holt beim Transit auf, während Tadschikistan weitgehend umfahren wird.

Die Studie belegt, dass fehlender Seezugang kein Hindernis für wachsenden Handel sein muss. Insgesamt passierten 2023 mehr als 260 Millionen Tonnen Fracht die eurasischen Routen – dreimal so viel wie vor zehn Jahren.

Fünf Korridore, ein Fokus

Die EDB nennt fünf zentrale Korridore: Nord-, Zentral-, Süd-, Traceca- sowie Nord-Süd-Route. Letztere soll nach dem Willen der Bank besonders ausgebaut werden – sie verbindet Russland über das Kaspische Meer mit Süd- und Westasien. Dass die EDB diese Route priorisiert, überrascht nicht: Die Bank wurde 2006 von Russland und Kasachstan gegründet, Moskau ist größter Anteilseigner. Der Korridor gilt inzwischen als strategisch wichtig für Russlands Versorgung im Ukraine-Krieg.

Milliarden für Infrastruktur

Um das Wachstum zu sichern, seien laut Bericht Investitionen von über 50 Milliarden US-Dollar nötig. Eine EDB-Datenbank listet mehr als 320 Infrastrukturprojekte mit einem Gesamtvolumen von über 230 Milliarden Dollar auf – vor allem Straßen- und Logistikausbauten.

Bis 2030 soll der Warentransit um weitere 50 Prozent steigen, der Containerverkehr sogar um zwei Drittel. Entscheidend seien künftig integrierte Logistikdienste, Digitalisierung und die Vereinheitlichung von Standards – Maßnahmen, die Transportzeiten um mehrere Tage verkürzen könnten.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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