Polen will sich zu einem regionalen Zentrum für amerikanisches Flüssigerdgas (LNG) entwickeln. Das Gas soll künftig über polnische Terminals in die Slowakei und in die Ukraine fließen. Das kündigte Präsident Andrzej Nawrocki am 5. November bei einem Besuch in Bratislava an.
Der Plan ist das Ergebnis monatelanger Gespräche zwischen Warschau, Washington und regionalen Partnern. Ziel ist ein langfristiger Rahmen für den Import von LNG aus den USA. Nach Informationen von Reuters arbeitet Polen an einem Abkommen, um US-Gas über seine Infrastruktur an Nachbarländer weiterzuleiten. So soll die Energiekooperation zwischen der EU und den Vereinigten Staaten enger werden.
LNG als Ersatz für russische Energie
Das Projekt soll helfen, die Energieabhängigkeit Europas von Russland weiter zu verringern. Laut Reuters decken US-Lieferanten inzwischen rund 55 Prozent des europäischen LNG-Bedarfs. 2021 waren es nur 27 Prozent. Wenn der Wechsel zu alternativen Quellen abgeschlossen ist, könnte der Anteil auf über 80 Prozent steigen.
Das polnische Energieministerium bestätigte, dass Gespräche mit Partnern aus den USA, der Slowakei und der Ukraine laufen. Ziel sei es, „die Energiesicherheit der Region zu stärken“.
Polen investiert in Infrastruktur
„Nach meinen Treffen mit Präsident Donald Trump habe ich vorgeschlagen, dass Polen bald zum Gasdrehkreuz für Lieferungen aus den Vereinigten Staaten in Richtung Slowakei wird“, sagte Nawrocki in Bratislava nach einem Treffen mit dem slowakischen Präsidenten Peter Pellegrini.
Polen betreibt bereits ein LNG-Terminal im Ostseehafen Świnoujście. Zudem entsteht ein schwimmendes Terminal vor der Küste. Eine neue Gasverbindung zur Slowakei soll dabei eine Schlüsselrolle spielen. „Unsere Energieinfrastruktur und die enge Zusammenarbeit mit den Nachbarn machen uns unabhängiger“, so Nawrocki.
Geplante Liefermengen und neue Abkommen
Nach Informationen von Reuters wollen die beteiligten Länder nach einer Energiekonferenz am 6. November in Athen eine gemeinsame Erklärung abgeben. Diese soll den Weg für konkrete Verhandlungen über Liefermengen ebnen.
Das geplante Volumen liegt bei rund vier bis fünf Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr. Das entspricht dem gesamten jährlichen Verbrauch der Slowakei, der bisher weitgehend von Russland gedeckt wurde. Ein US-Regierungsvertreter sprach von einem „Meilenstein für die europäische Energieversorgung“.
Polen baut seine Rolle als Energieknoten aus
Polen hat bereits eine gut ausgebaute Gasinfrastruktur. Dazu gehören die Baltic Pipe, das LNG-Terminal in Świnoujście und ein neues schwimmendes Terminal in der Danziger Bucht. Dieses soll eine Kapazität von 10,6 Milliarden Kubikmetern pro Jahr erreichen.
Über die polnisch-slowakische Leitung kann Polen bis zu 4,7 Milliarden Kubikmeter Gas nach Süden liefern. Von dort lässt sich das Gas über die Netze in Velke Kapusany und Velke Zlevce weiter nach Ungarn leiten.
Der staatliche Energiekonzern Orlen liefert bereits Gas an den slowakischen Versorger ZSE Energia. Ein Teil stammt aus den USA, wird in Świnoujście regasifiziert und über das polnische und litauische Netz weitergeleitet. Polen hat auch Ungarn Gaslieferungen angeboten, bisher jedoch ohne verbindliches Ergebnis.
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