Ungarn und die Vereinigten Staaten arbeiten an einem Finanzabkommen, das Währungsswaps, Kreditlinien und Infrastrukturfinanzierungen umfassen könnte. Ziel sei es, die ungarische Finanzstabilität zu stärken und in Krisenzeiten einen Schutzmechanismus bereitzustellen, erklärte Wirtschaftsminister Márton Nagy am 10. November laut Index.hu in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten.

Der Forint reagierte positiv auf die Ankündigung und erreichte gegenüber dem Euro ein 18-Monats-Hoch – im Tagesverlauf notierte er unter 383, gestützt durch am Wochenende abgeschlossene Geschäfte.

Das Briefing folgte drei Tage nach dem Treffen zwischen Ministerpräsident Viktor Orbán und Donald Trump im Weißen Haus. Dabei erreichte Ungarn eine Ausnahmeregelung von den US-Sanktionen gegen russisches Öl. Orbán bezeichnete das Gespräch als die „wichtigste Verhandlung des Jahres“.

Im Zuge der Gespräche wurden auch bedeutende Energieabkommen zwischen Ungarn und den USA geschlossen – Teil eines umfassenderen Wirtschafts- und Finanzpakets, das auch Verteidigungsfragen einschloss.

Ziel: Schutz vor Finanzdruck und EU-Geldblockade

Minister Nagy erklärte, das geplante Abkommen solle die ungarische Wirtschaft vor „finanziellen Angriffen“ schützen und die Währung stabilisieren, während EU-Gelder weiterhin eingefroren bleiben.

Er betonte, es handle sich nicht um ein Rettungspaket, sondern um einen „finanziellen Schutzschild“, vergleichbar mit Partnerschaften großer Volkswirtschaften wie China. Eine mögliche Swap-Linie mit der US-Notenbank (FED) würde der Ungarischen Nationalbank (MNB) direkten Zugang zu Dollar-Liquidität ermöglichen, um Marktschocks besser abzufedern.

Nagy warf Brüssel vor, Ungarn durch das Einfrieren von EU-Geldern „finanziell zu sanktionieren“ und indirekt Oppositionsführer Péter Magyar zu unterstützen.

Er betonte, die Regierung würde eine Kooperation mit der EZB oder der EU-Kommission bevorzugen, sehe derzeit jedoch keine politische Grundlage für eine solche Zusammenarbeit.

Ökonomen warnen vor zu hohen Erwartungen

Der Fondsmanager Viktor Zsiday (Hold Fund Manager) warnte in seinem Blog, das US-Abkommen dürfe nicht als Lösung der Finanzierungsprobleme betrachtet werden. Die ungarischen Finanzierungskosten lägen mit 6–7 % deutlich über jenen vergleichbarer Unternehmen in der Region.

Zsiday riet der Regierung, die Haushaltsdisziplin nicht weiter zu lockern. Ähnlich äußerte sich Bod Péter Ákos, ehemaliger Präsident der MNB, der betonte, dass ein Swap-Abkommen keinen Ersatz für EU-Fördermittel darstellen könne.

Am 10. November bekräftigte Orbán, dass Ungarn dank des Treffens mit Trump dauerhaft von den US-Ölsanktionen ausgenommen sei:

„Ich habe Präsident Donald Trump die Hand geschüttelt, um Ungarn auf unbestimmte Zeit von den US-Ölsanktionen auszunehmen. Solange er Präsident ist und ich Ministerpräsident bleibe, wird es keine Sanktionen geben.“

US-Investitionen auf Rekordniveau

Die ungarische Wirtschaftsförderungsagentur HIPA teilte mit, dass die US-Investitionen in Ungarn in diesem Jahr ein historisches Hoch erreichen werden.

HIPA-Chef István Joó führte in Washington Gespräche mit Vertretern von AbbVie, GE Healthcare, Radian Space und Voyager.

Derzeit sind rund 1.400 US-Unternehmen in Ungarn aktiv – die USA sind damit der drittgrößte ausländische Investor. Zwischen 2014 und Mitte 2025 vermittelte HIPA 145 US-Investitionen im Gesamtwert von rund 2,5 Milliarden Euro.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

Related Post