Die Russische Akademie der Wissenschaften bemüht sich nach Medienberichten um staatliche Fördermittel für eine Machbarkeitsstudie zur Umleitung von Wasser aus dem Ob nach Zentralasien. Die Anfrage wirft jedoch sofort eine zentrale Frage auf: Welchen konkreten Vorteil hätte Moskau von einem solchen Großprojekt?

Die Idee ist nicht neu. Bereits in den 1970er Jahren existierte in der Sowjetunion ein umfassender Plan, sibirische Flüsse nach Süden umzuleiten. Dieses Vorhaben wurde jedoch während der Perestroika in den 1980er Jahren eingestellt. Während damals ein offener Kanal vorgesehen war, setzt die neue Variante laut dem russischen Nachrichtensender RBK auf eine über mehr als 2.000 Kilometer verlaufende Pipeline aus Kunststoffrohren.

Die veranschlagten Kosten liegen demnach bei rund 100 Milliarden US-Dollar, die Bauzeit bei mindestens zehn Jahren. Bei Umsetzung könnten jährlich bis zu 22 Kubikkilometer Wasser nach Zentralasien fließen.

Die geplante Machbarkeitsstudie soll – sofern die Finanzierung bewilligt wird – die technischen Herausforderungen und Risiken eines solchen Projekts untersuchen. Dazu zählen laut Forbes.ru mögliche Auswirkungen auf Klima, Ökosysteme von Wasser und Land sowie langfristige sozioökonomische Folgen für die beteiligten Staaten.

Parallel dazu arbeitet die Akademie offenbar an einem weiteren Konzept: der Umleitung von Wasser aus den Flüssen Petschora und Nördliche Dwina in südrussische Regionen über das Wolgabecken. Zahlreiche Gebiete – darunter Kalmückien, die Region Krasnodar sowie die Oblaste Astrachan, Orenburg und Rostow – kämpfen seit Jahren mit Wasserknappheit.

Forbes.ru zitiert den russischen Wissenschaftler Robert Nigmatulin, der betont, ein Pipeline-System könne das wachsende Wasserdefizit in Zentralasien verringern. Zwar werden Kostendimensionen genannt, doch unklar bleibt, wie ein solches Projekt finanziert werden könnte und ob die betroffenen zentralasiatischen Staaten bereits informiert oder einbezogen wurden.

Ebenso offen ist die strategische Ausrichtung: Soll Wasser künftig als Exportgut mit ähnlicher Bedeutung wie Erdöl und Erdgas dienen? Oder könnte es als geopolitisches Instrument eingesetzt werden? Möglich ist beides.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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