Der ungarische Bankensektor zeigte im ersten Halbjahr 2025 eine stabile Lage. Die Institute verfügten über reichlich Liquidität und solide Kapitalpolster. Das geht aus dem aktuellen Finanzstabilitätsbericht der Nationalbank (MNB) hervor, der am 25. November veröffentlicht wurde. Zugleich warnt die Zentralbank vor einer deutlichen Überbewertung auf dem Wohnungsmarkt.

Ende Juni lag die Eigenkapitalquote der Kreditinstitute bei 20,7 Prozent. Das entspricht einem freien Kapitalpuffer von mehr als 2,3 Billionen Forint, rund sechs Milliarden Euro. Die Liquiditätsreserven überstiegen 21 Billionen Forint und sorgten für eine Liquiditätsdeckungsquote von 168 Prozent. Dieser Wert liegt klar über den Mindestanforderungen, wie MNB-Direktor Adam Banai bei der Präsentation des Berichts sagte.

Im ersten Halbjahr erzielten die Banken einen Nettogewinn von 643 Milliarden Forint. Im Vorjahr waren es, bereinigt um Sondereffekte, 724 Milliarden. Der Konzernüberschuss inklusive ausländischer Töchter stieg dennoch um 17 Prozent auf 850 Milliarden Forint.

Einen großen Beitrag zur Profitabilität leisten weiterhin staatliche Zinszuschüsse. Diese Unterstützung wuchs im ersten Halbjahr um 4,5 Prozent auf 562 Milliarden Forint und überstieg inzwischen die Zinserträge, die die Banken direkt von der Zentralbank erhalten. Die Eigenkapitalrendite lag im dritten Quartal bei rund 18 Prozent.

Belastungsproben bestanden, aber Preise steigen

Stresstests zeigten, dass die Institute gegenüber Liquiditäts- und Solvenzschocks gut aufgestellt sind. Im Vergleich zur Finanzkrise von 2008 präsentiert sich der Sektor stabiler. Die Kreditrisiken bleiben moderat, die Quote notleidender Kredite befindet sich weiterhin auf historischem Tiefstand.

Dennoch sieht die MNB eine wachsende Gefahr. Die Zentralbank warnt vor einer Überbewertung der Wohnimmobilien um knapp 19 Prozent. Dieser Trend könnte sich weiter verstärken.

Schwäche bei Firmenkrediten, starkes Wachstum bei Haushalten

Die Kreditvergabe entwickelt sich zweigeteilt. Unternehmensfinanzierungen stiegen im ersten Halbjahr zwar um zwei Prozent im Jahresvergleich, doch eine klare Trendwende bleibt aus. Ungarn liegt damit leicht über dem EU-Durchschnitt von 1,9 Prozent. Die Region wächst jedoch deutlich schneller: In Tschechien, Polen, Rumänien und der Slowakei erreichten Firmenkredite im Schnitt 8,2 Prozent.

Bei privaten Haushalten zeigt sich ein anderes Bild. Die Kreditvergabe wuchs um 11,7 Prozent. Wohnungsbaudarlehen legten im ersten Halbjahr sogar um 15 Prozent zu. Dies geschah noch vor dem Start des neuen staatlichen Förderprogramms „Home Start“, das Kredite mit einem festen Zinssatz von drei Prozent anbietet. Bis Ende Oktober wurden 5900 Verträge im Wert von 203 Milliarden Forint abgeschlossen. Die durchschnittliche Darlehenshöhe lag bei 34 Millionen Forint.

Die Zentralbank geht davon aus, dass das Programm die Hypothekenvergabe bis Ende 2026 um eine weitere Billion Forint erhöhen könnte – auf insgesamt 1,9 Billionen. Das wäre ein historischer Höchststand.

Banai warnte jedoch, dass eine steigende Nachfrage ohne wachsendes Angebot die Hauspreise weiter antreiben dürfte. Bis Ende 2026 könnten die Preise um zusätzliche 15 Prozentpunkte klettern.

Schon jetzt steigen die Werte rasant. Die nominalen Hauspreise legten im dritten Quartal im Jahresvergleich um 23,9 Prozent zu und steuern damit auf den höchsten jährlichen Anstieg seit 25 Jahren zu.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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