Kasachstan hat erstmals einen gemeinsam mit China entwickelten Satelliten in die Umlaufbahn gebracht. Der Schritt könnte das Ende der langjährigen russisch-kasachischen Raumfahrtkooperation einläuten und markiert eine strategische Neuorientierung Astanas.

Der Nanosatellit Dier-5 startete am 13. Dezember mit einer chinesischen Trägerrakete und erreichte eine Umlaufbahn in rund 531 Kilometern Höhe, teilte die kasachische Regierung mit.

Wissenschaftler der Al-Farabi-Universität in Almaty und der Polytechnischen Universität Nordostchinas in Xi’an entwickelten den Satelliten in etwas mehr als einem Jahr. Künftig soll Dier-5 wissenschaftliche Experimente durchführen.

Kasachische Beamte bezeichnen den Satelliten als kostengünstig und zuverlässig für die Erfassung und Übertragung von Daten. Die Kooperation schaffe neue Möglichkeiten für Forschung, Ausbildung und die Entwicklung weiterer gemeinsamer Raumfahrtprojekte, erklärte die Regierung. Zudem ermögliche das Projekt die Erdbeobachtung mithilfe eines Mikrosatelliten.

China stärkt seine Position im Startmarkt

Der Start gilt als Meilenstein für Kasachstans Raumfahrtambitionen und stärkt zugleich Chinas Stellung im internationalen Markt für kommerzielle Satellitenstarts. Die Trägerrakete kann nach Schätzungen eine Nutzlast von rund 299 Kilogramm transportieren.

Beobachter werten die Zusammenarbeit mit China als stillschweigendes Misstrauensvotum gegen das seit mehr als zwei Jahrzehnten bestehende Projekt Baiterek. Dieses sieht vor, das Kosmodrom Baikonur für die neue russische Trägerrakete Sojus-5 umzurüsten.

Doch die von der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos entwickelte Rakete kämpft mit erheblichen Verzögerungen. Ursprünglich sollte die Sojus-5 mit der Falcon 9 des US-Unternehmens SpaceX konkurrieren. Experten zweifeln inzwischen, ob das System bei seinem Erstflug noch technologisch konkurrenzfähig sein wird.

Ankündigungen ohne Start

Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte im Oktober, die Entwicklung befinde sich in der „letzten Phase“. Beim Besuch des kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew in Moskau kündigten russische Vertreter einen baldigen Start an. Doch wenige Tage vor dem Jahresende 2025 blieb ein Start weiterhin aus.

Zwar unterzeichneten beide Länder ein Protokoll, das dem Baiterek-Projekt neuen Schwung verleihen soll. Der chinesische Satellitenstart zeigt jedoch deutlich, dass Kasachstan seine strategischen Optionen ausweitet.

Russlands Rolle im globalen Raumfahrtmarkt ist seit Beginn des Jahrhunderts stark geschrumpft. 2005 führte das Land mit 26 Orbitalstarts die Weltrangliste an und hielt fast 50 Prozent des Marktes. Zehn Jahre später sank der Anteil auf rund 33 Prozent.

In diesem Jahr entfielen weniger als fünf Prozent der weltweit 312 Raketenstarts auf Russland. Die Vereinigten Staaten dominieren den Markt inzwischen mit einem Anteil von 57 Prozent.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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