Tadschikistan finanziert den Großteil seiner Infrastrukturprojekte mit internationaler Hilfe. Laut einem von Asia-Plus veröffentlichten Untersuchungsbericht werden 82 laufende Vorhaben in verschiedenen Sektoren zu rund 97 Prozent von internationalen Gebern getragen. Die Gesamtkosten belaufen sich demnach auf 4,5 Milliarden US-Dollar.
Rund 4,4 Milliarden Dollar stammen aus Mitteln internationaler Organisationen. Davon entfielen 3,2 Milliarden auf Zuschüsse und 1,2 Milliarden auf Darlehen, wie das tadschikische Staatskomitee für Investitionen und Staatsvermögen angibt. Lediglich etwas mehr als drei Prozent – knapp 144 Millionen Dollar – kommen aus nationalen Fonds. Weitere sechs Millionen steuerten lokale Behörden und staatliche Unternehmen bei.
Energie im Fokus, Landwirtschaft abgeschlagen
Unter den 82 Projekten erhielt der Energiesektor mit 1,6 Milliarden Dollar den größten Anteil der Investitionen, gefolgt von der Verkehrsinfrastruktur (1,2 Milliarden) und dem Bildungswesen (426 Millionen). Die Landwirtschaft kam lediglich auf 210 Millionen Dollar.
Größter Geldgeber ist die Weltbank, die fast 1,7 Milliarden Dollar für zahlreiche Programme bereitstellte. Dazu zählt ein Zuschuss der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA) über 350 Millionen Dollar für den umstrittenen Rogun-Staudamm. Das Milliardenprojekt gilt zwar als Schlüssel zur Energieversorgung des Landes, steht jedoch wegen hoher Kosten, zweifelhafter Rentabilität und möglicher ökologischer Folgen zunehmend in der Kritik.
Im Sommer berichteten regionale Medien, die Weltbank habe ihre Unterstützung vorerst eingefroren – solange, bis die Regierung die Wirtschaftlichkeit des Projekts belegen und einen Plan zur Rückzahlung der Kredite vorlegen könne. Auch andere internationale Geldgeber, darunter die EIB, die Asiatische Infrastrukturinvestitionsbank (AIIB), die Islamische Entwicklungsbank sowie Saudi-Arabien und Abu Dhabi, haben beträchtliche Mittel zugesagt. Während die Weltbank 2023 noch von fünf Milliarden Dollar Baukosten ausging, liegt die aktuelle Schätzung bereits bei über acht Milliarden – Tendenz steigend.
Weitere Programme und schwächelnde Investitionen
Neben Rogun fördert die Weltbank auch ein Elektrifizierungsprogramm für das Autonome Gebiet Berg-Badachschan (GBAO), eine Initiative zur Verbesserung der Marktbedingungen für den Privatsektor und ein Projekt zur Stärkung der lokalen Verwaltung und Infrastruktur, das besonders jungen Menschen bessere Ausbildungs- und Berufschancen eröffnen soll.
Gleichzeitig bleiben die ausländischen Direktinvestitionen schwach. Nach Angaben des Investitionskomitees sanken sie im ersten Halbjahr 2025 auf 144,7 Millionen Dollar – ein Minus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ausschlaggebend seien unter anderem schlechte Internetanbindungen und fehlende Flugverbindungen, erklärte Behördenchef Sultan Rahimzoda.
Das US-Außenministerium verweist in seiner Analyse des Investitionsklimas 2024 zudem auf strukturelle Probleme: Ein undurchsichtiges regulatorisches Umfeld, Abhängigkeit von persönlichen Netzwerken und die enge Verflechtung großer Firmen mit politischen Eliten. „Korruption kommt auf allen Ebenen vor, von Straßenkontrollen bis hin zu Ausschreibungen und Steuern“, heißt es in dem Bericht.
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews