Armeniens Wirtschaft hat im September deutlich an Dynamik gewonnen. Nach Angaben der Weltbank stieg das Bruttoinlandsprodukt um 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem die Fertigungsindustrie und die Metallproduktion trugen zu diesem kräftigen Wachstum bei, wie aus dem jüngsten monatlichen Wirtschaftsbericht hervorgeht.

Dieser Anstieg bedeutet eine spürbare Erholung nach dem moderaten Plus von 7,5 Prozent im August. Zudem erhöhte sich das kumulierte Wirtschaftswachstum der ersten neun Monate 2025 auf 7,6 Prozent – deutlich mehr als ursprünglich prognostiziert.

Auch die Industrieproduktion entwickelte sich ausgesprochen positiv. Sie legte im September um 10,1 Prozent zu, nachdem sie im August noch bei 5,8 Prozent gelegen hatte. Insbesondere das verarbeitende Gewerbe wuchs mit 12,1 Prozent überdurchschnittlich stark. Darüber hinaus trugen sowohl die Lebensmittelverarbeitung als auch die Basismetallproduktion substanziell zum Ergebnis bei.

Gleichzeitig blieb das Baugewerbe einer der am schnellsten wachsenden Sektoren. Mit einem Plus von 22 Prozent im Jahresvergleich setzte es seinen robusten Aufwärtstrend fort. Außerdem legte der Dienstleistungssektor – ohne den Handel – um 7,9 Prozent zu.

Mehr Unternehmensgründungen und steigende Rücküberweisungen

Parallel dazu verbesserte sich die allgemeine Geschäftstätigkeit. Die Zahl der Unternehmensneuregistrierungen stieg im Monatsvergleich um 26,8 Prozent, nachdem im August ein Rückgang verzeichnet worden war. Dieses Wachstum resultierte vor allem aus der höheren Zahl neu registrierter Einzelunternehmer sowie Gesellschaften mit beschränkter Haftung.

Darüber hinaus nahmen die Netto-Geldtransfers aus dem Ausland – hauptsächlich Rücküberweisungen – im September um 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Besonders erwähnenswert ist, dass die Zuflüsse aus Russland um 60 Prozent stiegen und inzwischen fast zwei Drittel aller Transfers ausmachen.

Die Inflation blieb im Oktober mit 3,7 Prozent stabil. Verantwortlich dafür waren vor allem steigende Preise für Lebensmittel und Getränke. Trotz dieser Entwicklung hielt die Zentralbank zum sechsten Mal in Folge an ihrem Leitzins von 6,75 Prozent fest.

Außenhandel weiterhin rückläufig

Der Außenhandel entwickelte sich zwar weiterhin negativ, jedoch verlangsamte sich der Rückgang. Da Armenien die Re-Exporte von Edelsteinen und Metallen schrittweise reduziert, gingen die Exporte im September um 24,4 Prozent zurück – nach einem Einbruch von 41 Prozent im August. Die Importe sanken gleichzeitig um 19,5 Prozent.

Bereinigt um Re-Exporte ergab sich allerdings ein deutlich positiveres Bild: Die Exporte stiegen um 16,7 Prozent, während die Importe um 7,3 Prozent zulegten. Dadurch zeigen sich strukturelle Verbesserungen trotz des schwächeren Außenhandels.

Der armenische Dram blieb gegenüber dem US-Dollar im Oktober weitgehend stabil und legte im Jahresvergleich um 1,2 Prozent zu. Allerdings verlor er gegenüber dem Euro und dem russischen Rubel an Wert. Die Devisenreserven verharrten bei 4,3 Milliarden US-Dollar und entsprechen einer Importdeckung von 3,4 Monaten.

Bankensektor wächst weiter

Auch der Bankensektor zeigte Aufwärtstendenzen. Das Kreditvolumen erhöhte sich im September gegenüber dem Vormonat um 2,1 Prozent – vor allem durch mehr Konsum- und Hypothekendarlehen in lokaler Währung. Gleichzeitig stiegen die Einlagen um 1,1 Prozent, was auf ein weiterhin solides Vertrauen in den Finanzsektor hindeutet.

Schließlich entwickelten sich auch die öffentlichen Finanzen günstiger als von der Regierung erwartet. Das Haushaltsdefizit lag im September lediglich bei 0,1 Prozent des prognostizierten Jahres-BIP. Die Steuereinnahmen wuchsen um 8,7 Prozent, insbesondere dank höherer Mehrwertsteuer-, Einkommen- und Gewinnsteuereinnahmen.

Zugleich stiegen die Staatsausgaben um 23 Prozent. Dazu trugen sowohl die höheren Verteidigungsinvestitionen als auch die fortlaufenden Modernisierungsprogramme im Schulwesen bei.

Im Zeitraum der ersten drei Quartale belief sich das kumulierte Defizit auf nur 0,73 Prozent des geschätzten BIP – also weit unter dem Regierungsziel von 5,5 Prozent für das Gesamtjahr.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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