Könnte Donald Trump der erste US-Präsident sein, der Zentralasien besucht? Der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev setzt sich dafür ein. Am 7. September schien Trump den kasachischen Präsidenten Kassym-Jomart Tokajew zu loben und kurz die Idee eines Besuchs ins Spiel zu bringen.

Als Trump das Weiße Haus verließ, um zu den US Open zu fahren, fragte ihn ein kasachischer Reporter, ob er Kasachstan besuchen werde. Trump antwortete: „Vielleicht. Ich hatte ein tolles Gespräch mit ihm [Tokajew]. Grüß ihn. Er ist ein guter Mann.“ Ob diese spontane Bemerkung tatsächlich auf eine Reise nach Zentralasien hindeutet, bleibt offen. Von keinem der beiden Länder gibt es eine offizielle Bestätigung eines kürzlichen Telefonats zwischen Tokajew und Trump.

Auffällig ist, dass Trump in seiner Antwort weder Tokajews Namen noch Kasachstan nannte. Sicher ist nur, dass er am 5. September mit Mirziyoyev telefonierte. Möglich also, dass er die Staatschefs verwechselte – oder die Frage wegen des Lärms von Marine One, das wenige Meter entfernt startklar stand, gar nicht richtig verstand. Während des Telefonats lud Mirziyoyev Trump ein, Usbekistan „zu einem passenden Zeitpunkt“ zu besuchen, wie sein Büro erklärte. Quellen in Washington sagten Eurasianet, dass bis zum 9. September noch keine Entscheidung über eine Zentralasienreise gefallen sei. Aus Astana gab es zunächst keine Reaktion auf eine Bitte um Stellungnahme.

Unter den zentralasiatischen Staaten bemüht sich Usbekistan am stärksten um Aufmerksamkeit aus dem Weißen Haus. Mirziyoyevs Einladung reiht sich ein in eine Serie von Annäherungsversuchen seit Trumps Rückkehr ins Amt. Im April überbrachte eine usbekische Delegation unter Außenminister Bakhtiyor Saidov in Washington eine offizielle Einladung. Diese sei im Weißen Haus positiv aufgenommen worden, berichtete US-Botschafter Jonathan Henick den Medien in Taschkent.

Usbekistan profilierte sich zudem als verlässlicher Partner: Das Land ermöglichte zuletzt am 7. September die Abschiebung zentralasiatischer Migranten aus den USA und bietet seine reichen Vorkommen an kritischen Mineralien an – zwei Kernanliegen Trumps. Bei dem Telefonat am 5. September sprachen Trump und Mirziyoyev ebenfalls über dieses Thema sowie über Geschäftsbeziehungen. Schon 2018 hatte Mirziyoyev das Weiße Haus besucht. Damals lobte Trump seinen Amtskollegen als „hoch angesehenen Mann“.

Trumps jüngste Äußerungen lösten in Kasachstan Aufregung aus. Manche Medien interpretierten sie weitreichender, als sie waren. Übersetzungen machten die knappen Sätze teilweise gewichtiger. Auch Kasachstan wirbt um engere Wirtschaftsbeziehungen. Überraschend kam für Astana Trumps Entscheidung, Exporte aus dem Land mit 25 Prozent Zöllen zu belegen – deutlich mehr als die zehn Prozent, die für andere Staaten der Region gelten. Öl und andere Rohstoffe, die den Großteil des Handels ausmachen, sind davon allerdings ausgenommen. Dennoch ärgern sich kasachische Beamte darüber, dass die Handelsbeschränkungen nach dem Jackson-Vanik-Gesetz bis heute nicht aufgehoben sind. Tokajew erklärte im Juli schriftlich, sein Land sei bereit, über Zölle und andere offene Fragen zu sprechen. Doch seit dem Gespräch mit dem damaligen Präsidenten im Dezember 2024 gab es keinen öffentlich bestätigten Kontakt mehr.

Zentralasien ist die einzige Weltregion, die noch nie ein US-Präsident besucht hat. Die ranghöchsten US-Vertreter waren Vizepräsidenten: Dick Cheney reiste 2006 nach Astana, Al Gore 1993 nach Bischkek und Almaty. US-Außenminister hingegen machten Zentralasien regelmäßig zum Ziel. Mit Ausnahme von Rex Tillerson besuchte seit 1991 jeder die Region mindestens einmal. Zuletzt war Antony Blinken im Winter 2023 in Kasachstan und Usbekistan.

Ein möglicher Trump-Besuch würde ihn in eine wachsende Reihe westlicher Staats- und Regierungschefs einreihen, die die Region stärker in den Blick nehmen. Im Zentrum stehen natürliche Ressourcen und die geostrategische Lage zwischen Europa, Russland, China und dem Nahen Osten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste 2023 nach Usbekistan und Kasachstan, um über Uran zu sprechen. Bundeskanzler Olaf Scholz folgte im September 2024 mit Blick auf Gaslieferungen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Italiens Premierministerin Giorgia Meloni absolvierten in diesem Jahr ähnliche Reisen, auf deren Agenda kritische Mineralien und der Ausbau des Mittleren Korridors standen.

Alexander Thompson ist Journalist in Bischkek, Kirgisistan. Er berichtet über aktuelle Ereignisse in Zentralasien und schrieb zuvor für US-Zeitungen wie den Post and Courier in Charleston und The Boston Globe.


Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache bei unserem Kooperationspartner bne intelliNews

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