Ungarn gehört nach neuen Daten des Energieforschungsinstituts Ember inzwischen zu den weltweit führenden Ländern beim Solaranteil an der Stromerzeugung. Wie das ungarische Energieministerium mitteilt, hat Solarstrom Erdgas im Jahr 2024 als zweitwichtigste Stromquelle des Landes verdrängt. Im ersten Halbjahr 2025 stammten bereits knapp 30 Prozent des Stroms aus Photovoltaik.
Laut Ember entfielen im vergangenen Jahr 92 Prozent der Stromproduktion auf die vier Hauptenergiequellen: Kernkraft, Solar, Gas und Kohle. Die Atomkraft blieb mit Abstand wichtigster Energieträger, während der Anteil der Kohle weiter sank und nur noch rund sechs Prozent ausmachte.
Ungarns Solaranteil lag mehr als dreimal über dem globalen Durchschnitt von 8,8 Prozent und deutlich höher als der nationale Wert von 11,3 Prozent noch vor vier Jahren. Die installierte Solarkapazität überschritt Anfang September 2025 bereits 9 Gigawatt.
Ausbauziele werden übertroffen
Damit wächst die Solarleistung im vierten Jahr in Folge um rund 1 Gigawatt und könnte bis 2030 rund 12.000 Megawatt erreichen – nahezu doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Zum Vergleich: Die vier Reaktoren des Kernkraftwerks Paks kommen zusammen nur auf etwa 2 Gigawatt Leistung.
Der starke Ausbau der Solarstromproduktion seit 2018 ist vor allem günstigen Investitionsbedingungen, staatlichen Förderprogrammen und einem massiven Zuwachs bei Photovoltaikanlagen zu verdanken. Gleichzeitig ging die gasbasierte Stromerzeugung kontinuierlich zurück.
Während die Regierung private Solarinvestitionen aggressiv unterstützte, wurde das Stromnetz jedoch kaum modernisiert. Vor drei Jahren verhängte Budapest daher ein Moratorium für neue Einspeiseanschlüsse – mit dem Hinweis, dass das veraltete Netz die wachsenden Mengen an erneuerbarer Energie nicht aufnehmen könne.
Fortschritte auch bei eigener Öl- und Gasproduktion
Trotz des starken Solarbooms meldet Ungarn auch Zuwächse bei fossilen Energieträgern. Die Ölproduktion überschritt erstmals seit zwei Jahrzehnten die Marke von einer Million Tonnen. Die Gasförderung erreichte 1,9 Milliarden Kubikmeter – etwa ein Fünftel der nationalen Produktion und rund zwei Drittel des Haushaltsbedarfs.
Analysten sehen im schnellen Solarausbau einen zentralen Beitrag zu Ungarns Klima- und Energiezielen. Gleichzeitig warnen sie vor wachsenden Herausforderungen für die Stabilität des Stromnetzes und den Bedarf an Energiespeichern.
Die Regierung plant, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen – mit Solarenergie als tragender Säule der nationalen Strategie.
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

