Die türkische Fluggesellschaft Pegasus Airlines hat sich am 7. Dezember überraschend den Zuschlag für den Kauf von Smartwings und der inzwischen aufgelösten Tochter Czech Airlines gesichert – einer der ältesten Marken der zivilen Luftfahrt. Der Kaufpreis soll bei rund 154 Millionen Euro liegen. Damit stach Pegasus die polnische Staatsairline LOT in letzter Minute aus.

Für LOT ist die Entscheidung ein deutlicher Rückschlag. Verhandlungsführer der polnischen Airline erklärten, sie hätten in der vergangenen Woche in Prag bereits mit dem Abschluss der Transaktion gerechnet, bevor der Deal plötzlich platzte. LOT wollte Smartwings übernehmen, um die eigene Marktposition vor der geplanten Eröffnung des neuen polnischen Zentralflughafens CPK zu stärken, der westlich von Warschau entsteht und 2032 in Betrieb gehen soll.

Ein LOT-Unterhändler berichtete anonym gegenüber wnp.pl: „Wir hatten eine Einigung erzielt und waren seit Freitag vor Ort, um die Formalitäten zu erledigen. Alles war bereit zur Unterschrift.“ Doch am Sonntag habe es eine „unerwartete Wendung“ gegeben. Zwei Milliardäre – Smartwings-Eigentümer Jiří Šimáně und Şevket Sabancı, der türkische Eigentümer der Esas Holding, Muttergesellschaft von Pegasus – hätten die Entscheidung direkt untereinander ausgehandelt.

Kritik an offenen EU-Märkten

LOT-Vertreter kritisierten zudem, dass die Europäische Union Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten zu großzügig Zugang gewähre. Airlines, die außerhalb Europas wachsen und nicht denselben Gebühren und Regularien unterliegen, könnten so europäische Vermögenswerte leichter erwerben. Dies stelle einen Wettbewerbsnachteil für EU-Airlines dar, so die LOT-Verhandlungsführer.

Der Pegasus-Deal muss noch von der Europäischen Kommission genehmigt werden. LOT kündigte an, den Prozess aufmerksam zu verfolgen – in der Hoffnung, dass eine mögliche Blockade eine Rückkehr an den Verhandlungstisch ermöglichen könnte.

Hätte LOT Smartwings übernehmen können, wäre die Flotte der Polinnen von derzeit 87 auf 128 Flugzeuge angewachsen. Smartwings betreibt Boeing-737-MAX-Jets sowie Airbus-A220- und A320-Maschinen und beförderte 2024 insgesamt 6,5 Millionen Passagiere.

Der letzte Flug von Czech Airlines landete am 26. Oktober vergangenen Jahres in Prag. Die traditionsreiche Airline, eine der fünf ältesten der Welt, operiert seitdem unter der Marke Smartwings – Logo und Farben sind auf den letzten vier verbliebenen Maschinen weiterhin zu sehen.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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