Die tschechische Industrie sendet im Juli deutliche Signale einer Erholung. Das arbeitstagsbereinigte Produktionswachstum lag bei 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit 0,8 Prozentpunkte über dem Vormonat. Unbereinigt betrug das Plus sogar 4,9 Prozent – ein Ergebnis, das über den Erwartungen der Analysten lag.

Besonders stark präsentierten sich der Automobilbau, der Maschinenbau, die Chemie- und Kunststoffindustrie, die Pharmaindustrie sowie die Metallverarbeitung. Diese Branchen bilden das Rückgrat der tschechischen Wertschöpfungsketten. Auch bei den Auftragseingängen zeigt sich ein positives Bild: Sie stiegen um 6,6 Prozent, getragen von einem Zuwachs von 13 Prozent im Inland und knapp 3 Prozent im Ausland.

Im Automobilbau kam es sogar zu einem Sprung von 15 Prozent – begünstigt durch die niedrige Basis des Vorjahres, aber auch durch neue langfristige Verträge. Getrübt wird das Bild durch den Rückgang der Beschäftigtenzahlen um 1,9 Prozent und eine nachlassende Lohnentwicklung: Das monatliche Nominallohnwachstum fiel auf 5 Prozent.

Bauwirtschaft: hohe Dynamik bei Genehmigungen

Auch das Baugewerbe legte im Juli deutlich zu. Die Produktion stieg um 10,1 Prozent im Jahresvergleich und um 1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Noch markanter fiel der Anstieg bei den Baugenehmigungen aus: plus 37,9 Prozent.

Allerdings hinken die realen Bauaktivitäten hinterher. Es wurden 9,2 Prozent weniger Wohnungen begonnen und 13,4 Prozent weniger fertiggestellt. Die Beschäftigtenzahl legte leicht um 0,6 Prozent zu, während das Lohnwachstum mit 3,8 Prozent deutlich abflachte.

Der Markt für Wohnraum bleibt trotz steigender Preise angespannt. Neue Hypothekendarlehen erreichten im zweiten Quartal 2025 einen Rekordwert – abgesehen von pandemiebedingten Ausreißern. Viele Haushalte sicherten sich offenbar noch rechtzeitig günstige Zinsen, bevor eine mögliche Kehrtwende in der Zinspolitik bevorsteht.

Außenhandel stabilisiert Konjunktur

Auch im Außenhandel zeigt sich eine Verbesserung. Das Handelsdefizit mit Waren belief sich im Juli auf 1,7 Milliarden Kronen – und damit 5,5 Milliarden weniger als im Vorjahr. Vor allem höhere Überschüsse im Handel mit Fahrzeugen, Maschinen und anderen Transportmitteln trugen zu diesem Ergebnis bei.

Die Exporte stiegen um 4,7 Prozent, die Importe um 3,1 Prozent. Damit bestätigt sich ein Trend, der den Ausblick für die tschechischen Exporteure stützt.

Positive Gesamtlage – trotz Belastungen

Die jüngsten Zahlen deuten darauf hin, dass die tschechische Wirtschaft ihren Tiefpunkt hinter sich lässt. Industrie, privater Konsum und Bauwirtschaft wirken derzeit als Wachstumsmotoren. Zwar schwächte sich die Lohnentwicklung im Juli ab, doch Experten sehen darin vor allem monatliche Schwankungen.

Insgesamt bewegt sich die Wirtschaft Tschechiens auf solidem Fundament – gestützt von einer wiedererstarkenden Industrie, anziehender Bauaktivität und stabilen Exporten.


Dieser Artikel erscheint in Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner bne Intellinews

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