Die tschechische Wirtschaft hat im dritten Quartal deutlich an Fahrt gewonnen – und sich damit vom früheren Nachzügler zu einem der Wachstumstreiber in Mittel- und Osteuropa entwickelt.

Nach Angaben des Statistikamts stieg das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 Prozent. Analysten hatten lediglich mit 0,3 bis 0,5 Prozent gerechnet. Im Jahresvergleich wuchs die Wirtschaft um 2,7 Prozent – der höchste Wert seit drei Jahren. Auch Umfragedaten deuten darauf hin, dass sich der Aufschwung zu Beginn des vierten Quartals fortsetzt.

„Tschechien hat sich in den vergangenen zwölf Monaten zu einer der dynamischsten Volkswirtschaften der Region entwickelt“, schreiben die Ökonomen Liam Peach und Nicholas Farr von Capital Economics.

Binnenkonsum treibt das Wachstum

Laut Statistikamt wurde der Anstieg vor allem vom privaten Konsum und von den Investitionen getragen. Beide Bereiche profitieren von gesunkenen Zinsen und stark steigenden Löhnen. Das stärkt die Kaufkraft der Haushalte und kurbelt zugleich die Unternehmensinvestitionen an.

Sollte sich, wie von Capital Economics erwartet, das Wachstum in der Eurozone im kommenden Jahr leicht beschleunigen, könnte auch die Exportnachfrage für zusätzlichen Schwung sorgen.

Regierung und Fiskalpolitik

Obwohl die neue Regierung kurzfristig keine großen Änderungen am Haushalt 2026 plant, rechnen Beobachter mit wachstumsfreundlicheren Impulsen aus der Fiskalpolitik. „Wir gehen davon aus, dass die Finanzpolitik künftig stärker auf Wachstum ausgerichtet sein wird“, so Capital Economics.

Das Analysehaus sieht die Risiken für seine Prognosen nun „überwiegend nach oben gerichtet“: Es erwartet ein BIP-Wachstum von 2,5 Prozent für 2025 und 2,8 Prozent für 2026.

Stabilität bei der Geldpolitik

Die verbesserten Aussichten wirken sich auch auf die Erwartungen an die Geldpolitik aus. Da die Inflation zuletzt deutlich gesunken ist, kann die Tschechische Nationalbank an ihrem Kurs festhalten. „Die Stärke der Wirtschaft spricht dafür, dass der Lockerungszyklus beendet ist“, schreiben die Ökonomen. Der Leitzins dürfte in der kommenden Woche bei 3,50 Prozent bleiben – ein Signal für eine künftig eher restriktive Haltung der Währungshüter.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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