Das Auslaufen regulatorischer Nachsichtsmaßnahmen wird nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch nur begrenzte Auswirkungen auf die Kapitalausstattung türkischer Banken haben. Zwar dürften die gemeldeten Kapitalquoten mit dem Wegfall der Sonderregeln zum 1. Januar im Durchschnitt um 170 bis 200 Basispunkte sinken. Fitch erwartet jedoch keine negativen Effekte auf die Ratings der Institute.

Der Rückgang ist vor allem auf die Neuberechnung der Fremdwährungsrisiken zurückzuführen. Dennoch sieht Fitch die Kapitalpuffer der meisten Banken weiterhin klar über den regulatorischen Mindestanforderungen. Die Aufhebung der Maßnahmen stuft die Agentur daher als kreditneutral ein.

Die türkische Bankenaufsicht BDDK hatte angekündigt, zwei zentrale Nachsichtsmaßnahmen aufzuheben, die nach der Währungskrise von 2018 eingeführt worden waren. Eine davon erlaubte es Banken, ihre Fremdwährungsrisiken zu eingefrorenen Wechselkursen zu berechnen. Aktuell basieren die Kapitalquoten auf dem Kurs vom 28. Juni 2024, obwohl die Lira seither rund 23 Prozent an Wert verloren hat.

Zudem setzte die BDDK bislang die Pflicht aus, unrealisierte Verluste aus zur Veräußerung verfügbaren Wertpapieren im aufsichtsrechtlichen Eigenkapital zu berücksichtigen. Auch diese Ausnahmeregelung soll nun enden.

Wechselkurseffekte dominieren

Nach Einschätzung von Fitch wird vor allem die Neubewertung der Fremdwährungspositionen den Rückgang der Kapitalquoten verursachen. Die Bewertung der Wertpapiere zum Marktwert dürfte hingegen nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Ende des dritten Quartals 2025 lagen die durch die Sonderregeln gestützten Kapitalquoten der großen Banken zwischen 110 und 200 Basispunkten. Die Unterschiede spiegeln laut Fitch vor allem verschiedene Niveaus der Devisenkreditvergabe und der Kapitalbasis wider.

Fitch erwartet, dass die meisten Banken auch nach dem Wegfall der Sonderregeln Eigenkapitalquoten von 13 bis 17 Prozent aufweisen werden. Damit lägen sie weiterhin über der regulatorischen Mindestanforderung von 12 Prozent, einschließlich Kapitalerhaltungs-, antizyklischer und systemrelevanter Puffer.

Die harten Kernkapitalquoten (CET1) dürften zwischen 9 und 13 Prozent liegen. Staatliche Einlagenbanken bewegen sich dabei tendenziell am unteren Ende der Spanne.

Dividenden dürften gekürzt werden

Die Agentur rechnet nicht damit, dass die Aufhebung der Maßnahmen die Kapitalbewertung der meisten Banken beeinträchtigt. Gleichwohl bleibt die Kapitalisierung anfällig für eine erneute Abwertung der Lira sowie für starkes Kreditwachstum.

Einzelne mittelgroße und kleinere Institute mit geringeren Puffern könnten gezwungen sein, ihre Kapitalbasis zu stärken – etwa durch den Verkauf nachrangiger Eurobonds, Kapitalzuführungen oder Bilanzmaßnahmen. Fitch geht jedoch davon aus, dass eine verbesserte Profitabilität und ein moderateres Kreditwachstum die Nettokapitalisierung ab 2026 stützen werden. Um die Kapitalbasis zu sichern, dürften viele Banken ihre Dividendenzahlungen reduzieren oder ganz aussetzen.

In seinem Bericht „Turkish Banks 2026 Outlook“ bekräftigte Fitch am 4. Dezember den neutralen Ausblick für den Bankensektor. Zwar hätten sich die Rahmenbedingungen infolge der geldpolitischen Normalisierung verbessert, was im vierten Quartal 2025 zu mehreren positiven Ratingmaßnahmen geführt habe. Gleichzeitig bestünden weiterhin Risiken durch hohe Inflation, erhöhte Zinsen, politische Unsicherheiten und anhaltende makroprudenzielle Vorgaben.

Die Refinanzierungsrisiken bleiben laut Fitch stark vom Vertrauen der Investoren und Einleger abhängig. Türkische Banken dürften auch 2026 Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten behalten, Emissionen aber angesichts hoher Kosten selektiv platzieren.

Moderater Anstieg notleidender Kredite

Fitch rechnet mit einer weiteren, aber begrenzten Verschlechterung der Vermögensqualität. Vor allem im unbesicherten Privatkunden- und KMU-Segment dürften die Zuflüsse notleidender Kredite steigen. Die NPL-Quote könnte bis Ende 2026 auf 3,4 Prozent klettern.

Dank ausreichender Rückstellungen, solider Gewinnpuffer und weiterhin positiven Kreditwachstums erwartet Fitch jedoch keine gravierenden Belastungen. Zudem dürfte die Profitabilität 2026 von sinkenden Lira-Zinsen profitieren, die höhere Wertberichtigungen und steigende Kosten teilweise ausgleichen.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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