Trotz Dutzender Unternehmen, die seit Monaten auf eine Genehmigung für einen Börsengang warten, hat die Pasifik Holding (PAHOL) erneut den Gang aufs Parkett gewagt. Wie die für die Platzierung zuständige Halk Yatırım am 17. November mitteilte, brachte der Konzern 4 Milliarden Aktien – rund 20 Prozent des Unternehmens – an die Borsa Istanbul.

Die Aktien wurden zu 1,50 Lira das Stück begeben, insgesamt nahm Pasifik 6 Milliarden Lira (rund 142 Millionen US-Dollar) ein. Das Bookbuilding war zwischen dem 12. und 14. November angesetzt. Kein einzelner Investor erwarb mehr als fünf Prozent der angebotenen Papiere. Nach türkischem Kapitalmarktrecht müssen Zeichner, die über diese Schwelle kommen, namentlich gemeldet werden.

Mit dem Schritt erhöhte PAHOL das eingezahlte Kapital um 2 Milliarden auf nunmehr 20 Milliarden Lira. Gleichzeitig trennten sich die Großaktionäre Fatih Erdoğan, Mehmet Erdoğan und Abdulkerim Fırat jeweils von 667 Millionen bestehenden Aktien. Nach dem Börsengang hält das Trio weiterhin 80 Prozent der Unternehmensanteile – darunter 3 Milliarden stimmberechtigte A-Aktien.

Die 1986 in Ankara gegründete Holding ist kein Neuling im Kapitalmarktgeschäft. In den vergangenen Jahren hat Pasifik eine Reihe von Tochterunternehmen an die Börse gebracht – häufig verbunden mit gewinnträchtigen Anteilsverkäufen der Hauptgesellschafter.

So platzierte Pasifik Teknoloji (PATEK) 2024 ebenfalls 20 Prozent des Unternehmens und nahm 945 Millionen Lira ein. Pasifik Eurasia Lojistik (PASEU) erzielte 2023 für denselben Anteil 850 Millionen Lira. Bereits 2021 gingen Pasifik REIT (PSGYO) und Orcay (ORCAY) an die Borsa Istanbul. Das Schachtelprinzip – die nacheinander erfolgende Notierung zahlreicher Firmen eines Mischkonzerns – hat in Istanbul Tradition.

Nähe zur Politik

Die Pasifik-Gruppe rückt immer wieder wegen ihrer politischen Verbindungen in den Fokus. Fatih Erdogans Ehefrau Asuman Erdoğan sitzt für die AKP im Parlament. Präsident Recep Tayyip Erdoğan selbst eröffnete 2013 das Einkaufs- und Wohnprojekt „Next Level“ der Pasifik-Tochter PSGYO in Ankara. Beide stammen aus dem Ort Güneysu in der Provinz Rize am Schwarzen Meer.

In der jüngst eingereichten Anklageschrift gegen die Istanbuler Stadtverwaltung unter Bürgermeister Ekrem İmamoğlu wird Fatih Erdoğan als mutmaßliches Opfer geführt. Er gab gegenüber der Staatsanwaltschaft an, dass Abdulkerim Fırat im Namen der Holding Kindergartenprojekte spendete und dafür Baubewilligungen erhalten habe.

120 bis 130 Firmen warten auf Genehmigung

Der Pasifik-Börsengang erfolgt in einer Phase, in der der Istanbuler Kapitalmarkt unter Antragsstau und politischer Unsicherheit leidet. Nach Angaben des SPK-Vorsitzenden Ömer Gönül sind inzwischen 120 bis 130 Börsengangsanträge anhängig.

Zuletzt hatte im September Dof Robotik (DOFRB) einen 29-Prozent-Anteil für 2 Milliarden Lira platziert – der erste IPO seit Februar. Marktbeobachter rechnen erst dann wieder mit größeren Emissionen, wenn der Leitindex BIST-100 neue Rekorde auf Lira-Basis markiert und die Liquidität zurückkehrt.

Zwar erreichte der Index im August mehrere Höchststände, doch politische Spannungen und die seit Monaten anhaltende geldpolitische Straffung belasten die Börse. Seit der Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters İmamoğlu im März gelten politische Risiken erneut als schwerwiegender Faktor. Im Oktober platzierte Ecogreen Enerji (ECOGR) 20 Prozent seiner Anteile für 1,14 Milliarden Lira.

Auch Vakif Faktoring nutzt das Marktfenster

Parallel nutzte Vakif Faktoring (VAKFA), eine Tochter der staatlichen Vakifbank, das Marktumfeld für eine eigene Emission. Zwischen dem 12. und 14. November verkaufte das Unternehmen 25 Prozent seiner Anteile für 3,2 Milliarden Lira. Das eingezahlte Kapital stieg auf 900 Millionen Lira. Die verbleibenden 125 Millionen bestehenden Aktien wurden von der Vakifbank sowie deren Pensionsfonds, Vakifleasing und Vakif Pazarlama verkauft. Die Bank hält nach dem Börsengang weiterhin 75 Prozent – inklusive 170 Millionen privilegierter A-Aktien.

Die Türkei zählt derzeit 48 aktive Factoring-Gesellschaften; VAKFA ist das sechste börsennotierte Unternehmen der Branche. Der Branchenindex XFINK umfasst damit neun Komponenten.

16 Börsengänge seit Jahresbeginn

Allein im Januar und Februar sammelten zwölf Emittenten über die Borsa Istanbul rund 29 Milliarden Lira ein. Nach SPK-Angaben zählt der Zeitraum formal 13 IPOs, da die Notierungsaufnahme von Armada Gıda (ARMGD) ins neue Jahr rutschte, die Platzierung jedoch noch im Dezember stattfand. Insgesamt haben seit Jahresbeginn 16 Unternehmen rund 41 Milliarden Lira über Börsengänge aufgenommen.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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