Zwei bekannte türkische Textil- und Bekleidungsunternehmen – Naz Orme Kumas („Naz“) und Fame Tekstil – haben angesichts anhaltender wirtschaftlicher Turbulenzen Insolvenz angemeldet. Wie die Wirtschaftszeitung Dünya berichtet, gelang es beiden Firmen nicht, eine seit Jahren schwelende Finanzkrise zu überwinden.
Die Branche kämpft seit Langem mit explodierenden Kosten, massiven Währungsschwankungen und einer wachsenden Zahl tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse. Die Folge: sinkende Beschäftigung, schrumpfende Margen – und eine beschleunigte Produktionsverlagerung nach Ägypten, wo Textilhersteller von deutlich niedrigeren Löhnt profitieren.
Naz Orme, 1996 gegründet, galt als wichtiger Stofflieferant internationaler Marken wie Zara, Marks & Spencer und H&M. Die Firma produzierte monatlich rund 800 Tonnen Stoffe. Fame Tekstil, 1992 gegründet, war auf Konfektionskleidung spezialisiert.
Beide Unternehmen hatten zunächst ein Concordat-Verfahren, die türkische Variante eines Insolvenzschutzes, eingeleitet, um ihre Schulden umzustrukturieren. Da sie die vom Gericht gesetzten Fristen nicht einhalten konnten, ordneten die Behörden schließlich die Liquidation an.
Die wirtschaftlichen Probleme bleiben nicht auf Einzelfälle beschränkt. Nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts TEPAV, auf das sich Dünya beruft, gingen allein in diesem Jahr mehr als 114.000 Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe verloren; innerhalb der vergangenen drei Jahre summieren sich die Verluste sogar auf 350.000 Stellen. Die registrierte Beschäftigung im Textilsektor sank im August um 1,3 Prozent.
Branchenvertreter verweisen nicht nur auf steigende Kosten. Der gesetzliche Mindestlohn von 22.204 Lira (rund 521 US-Dollar) stehe in keinem Verhältnis zu den Exporterlösen, die vielfach auf Basis starrer Wechselkurse berechnet würden – und damit die ohnehin schmalen Gewinnspannen weiter drückten.
Immer mehr Produzenten weichen deshalb nach Ägypten aus, wo der Mindestlohn umgerechnet lediglich 6.400 Lira beträgt. Doch die Probleme reichen weiter: Diplomatische Spannungen und administrative Hürden erschweren zunehmend den Handel.
Hayrettin Gumuskaya, Vorsitzender des Textil-, Leder- und Konfektionsausschusses im Unternehmerverband MÜSİAD, berichtet von zusätzlichen Zöllen und nichttarifären Barrieren etwa in Algerien, die Exporte nahezu unmöglich machten. Gleichzeitig drängten fertige Kleidungsstücke aus Ägypten immer stärker auf den türkischen Markt.
Zudem, so Gumuskaya, belasteten Quoten, langwierige Zollverfahren, Gebühren, bürokratische Hürden und zuletzt auch unerklärliche Anstiege der Logistikkosten über Aserbaidschan die Branche – und machten die wirtschaftliche Lage für viele Unternehmen zunehmend unberechenbar.
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

