Das usbekische Fintech-Unternehmen Humans ist insolvent. Das Interdistrikt-Wirtschaftsgericht in Taschkent erklärte die Betreiberfirma Humans LLC auf Antrag der Octobank für zahlungsunfähig und leitete ein Liquidationsverfahren ein.

Die entsprechende Anordnung wurde bereits am 14. Oktober erlassen, jedoch erst in dieser Woche öffentlich bekannt. Trotz der Insolvenz darf das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit zunächst fortsetzen.

Vom Hoffnungsträger zum Problemfall

Humans betreibt eine Verbraucher-Super-App, die Telekommunikations-, Zahlungs- und E-Commerce-Dienste bündelt. In ihrer Hochphase verzeichnete die Plattform laut dem zentralasiatischen Blog Havli mehr als zwei Millionen Nutzer. Das Wachstum galt als Symbol für Usbekistans schnellen Wandel hin zu digitalen Zahlungsformen, auch wenn Bargeld im Alltag weiterhin eine dominante Rolle spielt.

Zuletzt jedoch geriet das Unternehmen zunehmend unter regulatorischen und wirtschaftlichen Druck. Beobachter verweisen auf strukturelle Spannungen in einem Markt, der sich schneller entwickelt hat als seine institutionellen Sicherungsmechanismen.

Vorwürfe unautorisierter Abhebungen

Auslöser der jüngsten Eskalation waren Berichte über nicht autorisierte Abhebungen von Kundenkonten. In der Folge wurde die Zahlungsinfrastruktur von Humans vorübergehend gesperrt. Das mögliche Scheitern des Unternehmens könnte, so Havli, die bislang vorherrschende Euphorie im usbekischen Fintech-Sektor dämpfen.

Im Rahmen der Gerichtsanhörung wurde bekannt, dass sich die Gläubiger bereits am 12. August für die Einleitung eines Insolvenzverfahrens ausgesprochen hatten. Zum Liquidator wurde Aborzhon Madrakhimov ernannt.

Vertreter von Humans widersprachen dem Schritt, legten Unterlagen vor und erklärten, das Unternehmen arbeite an der Rückzahlung seiner Schulden. Sie beantragten die Abweisung der Klage, konnten das Gericht jedoch nicht überzeugen.

Unter Verweis auf Artikel 210 der Wirtschaftsprozessordnung sowie das Insolvenzgesetz stellte das Gericht fest, dass Humans seinen Zahlungsverpflichtungen seit mehr als drei Monaten nicht nachgekommen sei. Zudem seien frühere Gerichtsurteile nicht vollstreckt worden. Damit liege sowohl eine vorübergehende als auch eine dauerhafte Zahlungsunfähigkeit vor.

Auflagen für die Liquidation

Das Gericht ordnete an, die Forderungen der Octobank vollständig zu erfüllen, die Insolvenz von Humans LLC festzustellen und die Liquidation einzuleiten, ohne den laufenden Betrieb einzustellen. Aborzhon Madrakhimov wurde offiziell zum Liquidator ernannt.

Er ist verpflichtet, innerhalb von drei Tagen eine öffentliche Insolvenzbekanntmachung zu veröffentlichen, mögliche Vermögensverschiebungen zu prüfen und bis zum 10. Juli 2026 einen Abschlussbericht vorzulegen. Zudem muss Humans die Anwaltskosten der Octobank tragen. Gegen das Urteil kann innerhalb eines Monats Berufung eingelegt werden.

Der Insolvenzentscheidung gingen zahlreiche Berichte in sozialen Medien über verdächtige Kartenabbuchungen voraus. Die Zentralbank Usbekistans leitete daraufhin eine Untersuchung ein, setzte Geldtransfers im Zusammenhang mit Humans aus und kündigte an, alle auffälligen Transaktionen zu überprüfen.

Eskalation eines lang schwelenden Konflikts

Der Streit zwischen Humans und Octobank reicht bis in den Juni zurück. Damals trennte die Bank den Finanzdienst von ihrem System und stellte die Dienstleistungen für Co-Branding-Visa-Karten ein. Anschließend reichte Octobank Klage ein und forderte die Rückzahlung von Schulden sowie Schadensersatz in Höhe von mehr als 500 Milliarden usbekischen Sum, umgerechnet rund 41,6 Millionen US-Dollar.

Am 13. Juni entschied das Gericht, dass Humans knapp 430 Milliarden Sum zahlen müsse, darunter Hauptforderung, Strafen und staatliche Gebühren. Die Zahlung blieb aus. Die Zusammenarbeit zwischen Humans und Octobank bestand seit dem Jahr 2020.


Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserem Partner bne intelliNews

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