Zentralasien spielt mit: Usbekistans Fußballer sind auf der Weltbühne angekommen


Autor: Jonas Prien

Jonas Prien Zentralasien

Mit der erfolgreichen Qualifikation für die FIFA-Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko hat Usbekistan einen historischen Meilenstein erreicht. Erstmals in seiner Geschichte wird das zentralasiatische Land an einem der größten globalen Sportereignisse teilnehmen. Diese sportliche Leistung ist nicht nur ein Triumph für das usbekische Nationalteam, sondern auch ein Ausdruck des breiten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstiegs des Landes seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991.

Usbekistans Fußballhelden in der Sowjetunion

Die gegenwärtige Generation usbekischer Fußballer, von denen die Stars sogar bei Manchester City oder der AS Rom spielen, steht in einer langen Tradition. Schon in sowjetischen Zeiten stellte die damalige Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik zahlreiche herausragende Spieler für die sowjetische Nationalmannschaft und die oberste Liga (Wysschaja Liga). Besonders der Hauptstadtverein Pakhtakor Tashkent fungierte als Aushängeschild Zentralasiens im sowjetischen Fußballsystem. Spieler wie Gennadi Krasnitsky, Berador Abduraimov oder Andrei Yakubik erwarben sich in den 1970er- und 1980er-Jahren einen exzellenten Ruf, nicht nur in Usbekistan, sondern in der ganzen Sowjetunion.

Die Integration usbekischer Talente in die sowjetische Fußballmaschinerie war jedoch ambivalent. Einerseits bot sie eine Bühne für individuelles Können, andererseits stand sie auch für die Marginalisierung Zentralasiens innerhalb der UdSSR. Dass Usbekistan heute mit eigenem Pass, eigener Hymne und eigenem Team an einer Weltmeisterschaft teilnimmt, ist zutiefst symbolisch und historisch.

Ein schwieriger Weg: usbekischer Fußball seit der Unabhängigkeit

Nach der Unabhängigkeit stand der usbekische Fußball zunächst vor erheblichen strukturellen Problemen. Fehlende Infrastruktur, geringe internationale Erfahrung und ein schwaches Ligasystem prägten die Anfangsjahre. Doch über die letzten zwei Jahrzehnte wurde der Sport systematisch professionalisiert. Vereine wie Bunyodkor Tashkent oder Nasaf Qarshi investierten in Jugendförderung, internationale Partnerschaften und moderne Trainingszentren. Diese Bemühungen beginnen nun, Früchte zu tragen. Die aktuelle Nationalmannschaft, angeführt von Akteuren wie Jaloliddin Masharipov oder Eldor Shomurodov, kombiniert technische Finesse mit taktischer Disziplin. Endlich spielt Usbekistan dort, wo das Land historisch gesehen hingehört: bei der Fußball-WM.

Wirtschaftlicher Aufschwung als Fundament des Erfolgs

Parallel zur sportlichen Entwicklung hat Usbekistan in den letzten Jahren eine bemerkenswerte wirtschaftliche Transformation durchlaufen. Die Regierung unter Präsident Shavkat Mirziyoyev verfolgt seit 2016 eine Politik der vorsichtigen Öffnung, die auf Liberalisierung, Privatisierung und internationale Investitionen setzt.

Wachstumsraten von regelmäßig über 6%, ein aufstrebender Technologiesektor und ambitionierte Infrastrukturprojekte lassen erkennen, dass das Land sich aus dem post- sowjetischen Dornröschenschlaf zu befreien beginnt.

Die wirtschaftliche Stabilität bildet auch die Grundlage für eine breitere soziale Entwicklung. Bildung, Kultur und eben auch Sport profitieren zunehmend von der staatlichen und privaten Förderung. In diesem Kontext ist die WM-Qualifikation nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern ein Zeichen des wachsenden Selbstbewusstseins eines Landes, das entschlossen ist, seine Zukunft selbst zu gestalten.

Den Ball weiterspielen

Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 wird für Usbekistan mehr als nur ein sportliches Abenteuer sein. Sie ist ein Auftritt vor globalem Publikum, das Usbekistan als Partner und Investitionsstandort bislang häufig vernachlässigt hat. Die WM bietet eine Chance, mit einem modernen, dynamischen Gesicht in Erscheinung zu treten. In der Geschichte Usbekistans ist dieser Schritt vergleichbar mit jenem Moment, als die ersten usbekischen Musiker, Schriftsteller oder Wissenschaftler nach der Unabhängigkeit internationale Anerkennung fanden.

Abschließend sei mir ein persönlicher Kommentar vergönnt. Während meiner Studienzeit in einer Moskauer Universität spielte ich häufig mit usbekischen Kommilitonen Fußball. Mich überraschte immer wieder die hohe technische Begabung auf und auch das Fußballwissen abseits des Platzes. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass Fußball der mit großem Abstand beliebteste Sport des Landes in Zentralasien ist. Jenen Freunden gönne ich es von ganzem Herzen, endlich bei der Fußball-WM mit der eigenen Mannschaft dabei zu sein!

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